Das Frühlingskleid
Heute trage ich ein Frühlingskleid
egal, auch wenn es schneit
mir ist so frühlingshaft zumute
spüre nicht der Kälte Knute
letzten Winter so verhärmt
nun mich Liebe wärmt
vereistes Herz benetzt mit Tau
Gedanken träumen himmelblau
lindgrün an Ästen wispert
die Luft sachte knistert
Küsse über Lippen beben
Vogelstimmen sich erheben
trällern fröhlich Hochzeitslieder
und ich im Liebesfieber
trage mein Frühlingskleid
weiß, du bist nicht weit
fange leise an zu singen
Leben trägt mich auf breiten Schwingen
in meinen Augen lies
Paradies
©Barbara Ohl
Die Gefangene
Stein für Stein errichtet eine Mauer
bin der eigenhändige Erbauer
von meinem dunklen Verlies
behaupte es sei das Paradies
niemand kommt an mich heran
weder Spielmann noch Tyrann
bin die ewig Gefangene
die nichts Verlangende
die, die alles hinnimmt
jedem zustimmt
die Zweiflerin am eigenen Ich
aus der jegliche Hoffnung wich
dann riss sich mein Wille los
wurde haltlos und groß
bäumte sich auf
zertrümmerte Steine zuhauf
stehe hier und blinzle in den Tag
erste Schritte ich wieder wag
das Vertrauen hält mit mir Schritt
jetzt sind wir schon zu dritt
©Barbara Ohl
Hinter dieser Welt
Hinter dieser Welt
im kühlen Reich der Feen und Kobolde
in samtweichem Moos geboren -
sanfte Leidenschaft
ein Sehnen nach Zärtlichkeit und Wärme
Hinter dieser Welt
in knöcheltiefen Träumen versunken
schwebend über dem Boden der Tatsachen
in Sonne, Wind und in zärtlicher Liebe
eingehüllt
Hinter dieser Welt
untrennbar ineinander verschlungen
schleierverhangen das Blau, Gefangene der Sehnsucht -
abstürzen und fliegen, schluchzen und jauchzen
sind Eins.
©Barbara Ohl
Du, mei Lautre
bischt net ruhisch, bischt net hekdisch
iwwer de Stadt es Radhaus reckt sisch
bischt net so klä un net so groß
fiehl misch wohl in deinem Schoß
bischt net laud, awer a net leis
das macht dei ganz besonerer Reiz
flaniere konn ma dursch die Schtroße
do treffschde Leit, kä Namenlose
mansch scheenie Stund hoschde mer bescherd
isch verzähl eisch nix vum Pferd
Fernweh hon isch schun gehot
wenn immer hoschd de gleiche Trott
doch wenn isch dei Kirschturm nimmie sieh
do krie isch Hämweh, des glabschde nie
die Schulde drigge aach ganz ordentlisch
awer do simmer jo net so zimberlisch
die Stadtsäggel sin zwar leer
doch wer hots heitzudaach net schwer
zu erwähne wär aach noch de FCK, de Betze
mei liewer Mann, do fliehe als die Fetze
alla, die paar Bauschtelle sin net aangenehm
un doch fiehl isch misch do dehäm
bischt grad rischtisch
du mei Lautre, isch lieb disch
Aus dem Buch "Pälzer Geschischte vum Frieda un vum Karl" ©Barbara Ohl
Pfälzer Mundart Gedichte
BoD – Books on Demand
ISBN 9783743116917
Einen Sommer lang
Lange Schatten warfen
wir in der Abendsonne
verliebt war ich
verwirrt war ich
glücklich war ich
eigentlich ohne Grund
nur weil meine Hand
in deiner lag
weil die Sonne durch
die Baumwipfel blinzelte
weil meine Träume
über die Ufer traten
im Herbststurm haben
sich unsere Seelen
verloren
jede wurde in eine andere
Richtung geweht
zurückkehren wollt ich
suchte mein Lachen
und fand meine Tränen
©Barbara Ohl
aus dem Buch "Hinter dieser Welt"
BoD Verlag ISBN 9783739219981
ein Leben lang in blinde Spiegel blicken
an Ungesagtem ersticken
Zeit - namenlos zerrissen
die Angst hat sich fest gebissen
zerbrochene Träume in müder Hand
die Seele verbrannt
blutende Risse in durchscheinender Haut
die Sehnsucht ergraut
auf der Zunge die Worte sterben
der Spiegel nun in tausend Scherben
zerschlagen im inneren Disput
und draußen plätschert Regenflut
©Barbara Ohl
aus dem Buch "Entzauberte Welt"
BoD Verlag ISBN 9783741275791